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Golf von Neapel - Im Sommer (k)eine gute Idee?!


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Die erste Woche unseres Urlaubs haben wir im Gold von Neapel verbracht. Im Hochsommer war das eventuell keine gute Idee. Unsere Eindrücke.

Wer mich die letzten Jahre verfolgt hat, der wird wissen, dass wir unseren Jahresurlaub bisher fast immer in Italien verbracht haben.

So kommt es, dass wir südlich von Bologna inzwischen fast ganz Italien gesehen haben. Einzig eine kleine Gegend entzog sich die letzten Jahre unserer Aufmerksamkeit: Der Golf von Neapel – bis jetzt.

Vorwort: Dieser Blogpost weicht etwas von den bisherigen Beiträgen ab. Das liegt an der nicht unwesentlichen Beteiligung meiner Freundin bei seiner Entstehung.

Camping in Kampanien

Wenn man auf Sandstrände steht, dann ist man in Kampanien auf jeden Fall falsch. Wenn man auf eine große Auswahl perfekt ausgestatteter Campingplätze steht, dann auch.

Egal welchen Campingplatz man sich anschaut, irgendeinen Nachteil muss man in Kauf nehmen. Der Campingplatz bei Sorrent ist am Berg und über einer Kläranlage, südlich auf der Halbinsel sind die Plätze zwar recht schön, aber auch schön weit weg von allem. Das ist recht unpraktisch, wenn man den öffentlichen Nahverkehr nutzen möchte.

Wir haben uns dann für einen Camingplatz bei Vico Equense entschieden, zwei Orte vor Sorrent. Der Campingplatz liegt im Hafen, immerhin mit kleinem Kieselsteinstrand in der Nähe. Einkaufen? Mini-Market oder mit dem Bus in den Hauptort. Laufen über die Treppe ist keine gute Idee, der Ort liegt 100 Meter Steilküste höher.

Dafür fährt regelmäßig ein Bus zum Bahnhof der Circumvesuviana – eine Bahnlinie zwischen Sorrent und Neapel, vorbei am Vesuv und Pompei. Manche Züge klimatisiert und relativ modern, andere nicht so. Laut Berichten immer extrem voll und man muss Angst haben. Ersteres hatten wir bei einer von vier Fahrten, letzteres gar nicht. Es ist halt ein Nahverkehrszug. Und viele Touristen nutzen den Zug für die Anund Abreise.

Vesuv

Wenn man die Autobahn entlang fährt, so übersieht man den Berg nicht und weiß ziemlich schnell, dass das der Vesuv sein muss. Das erste, was Exe meinte: “Den habe ich mir aber imposanter vorgestellt”. Diese Einstellung änderte sich bei ihm zwar nicht, nachdem wir den Berg erklommen sind. Aber dass es anstrengend ist, da hoch zu marschieren, stand dennoch fest – bei 34°C ohne erfrischender Brise. Mit dem Ätna ist der Vulkan nicht zu vergleichen, dennoch spannend einmal in den Krater zu sehen und eben auch die Aussicht auf den Golf von Neapel.

Eine schlaue Entscheidung unsererseits war der Kauf von Tickets mit Busshuttle bis zum Einlass. Und bis der Bus uns wieder abholte hatten wir 2 Stunden Zeit, einmal da hoch zu laufen und zurück. Im Reiseführer stand etwas von 25 Minuten Aufstieg…Tja, wir gehören wohl zu der etwas langsameren Sorte. Mit Pausen sind wir etwa in 45 Minuten oben gewesen. Man muss aber sagen, dass die zwei Stunden für den durchschnittlichen Läufer zu schaffen sind und man keine Angst haben braucht, den Bus zu verpassen. Im Zweifel nimmt man halt den nächsten.

Der Aufstieg ist anstregend. Es gibt kaum Schattenplätze. Man hat aber eine tolle Aussicht und freut sich auf die Dusche.

Pompei

Pompei kann man wie die meisten antiken Ruinen in drei Worten beschreiben: viele alte Steine.

Im Gegensatz zu den meisten Ruinen bietet Pompei, bedingt durch die Konservierung durch die Vulkanasche, noch erheblich mehr. Wandgemälde sind noch erkennbar und die Mauern der Gebäude sind auch höher als bei den meisten anderen Ruinen.

Wir haben uns keine Führung gebucht, was sich während unserer Wanderung auch als gut herausstellte. Das meiste ist so gut erhalten, dass man keine Erklärung braucht – eine Getreidemühle und einen Backofen erkennt man auch ohne Erklärung. Die meisten anderen Dinge mit etwas Kombinationsgabe auch. Man fühlt sich fast wie Justus Jonas.

Aber der Juli ist kein idealer Zeitpunkt für die Besichtigung. Wenn man es doch macht – sucht regelmäßig Schatten und bringt viel zu trinken mit. Eine Besichtigung lohnt sich auf jeden Fall – der Zustand ist, wie oben geschrieben, deutlich besser als bei anderen Ruinen.

Napoli

Was sagten meine Eltern zu Neapel? Geht nicht hin, ist eine hässliche Stadt. Der Reiseführer vermittelte ein anderes Bild. Die letzten Jahre wurde Napoli wohl herausgeputzt mit Fußgängerzonen und Renovierungen.

Unser Eindruck ist irgendwas dazwischen. Die Stadt ist schön und sie hat eine ganz eigene Ausstrahlung. Wenn man nicht gerade von der Hitze an sein Limit gebracht wird, dann gibt es viel zu entdecken und erkunden. Wirklich unsicher fühlt man sich nicht, wirklich sicher aber auch nicht.

Napoli ist groß, Napoli ist lebendig, Napoli ist chaotisch, Napoli ist dreckig, aber irgendwie auch mit eigener Ausstrahlung und schön. Busse kommen 40 Minuten zu spät und sind so voll, dass wir eine Station weiter rausgedrückt wurden – gut für uns. U-Bahn Stationen sind komplett geschlossen und der Verkehr läuft nach dem Motto: Hauptsache er fließt irgendwie, zumindest für die Roller.

Amalfiküste und ihre Perlen

Die Amalfiküste steht wie keine andere Region Italiens für La dolce vita – das süße Leben. Witzig, wenn man bedenkt, dass neben dem Tourismus Zitronen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor sind.

Man kann die Küste entweder mit dem Boot erkunden oder die berüchtigte Amalfitana – eine kleine gewundene Küstenstraße entlang der Steilküste – entlangfahren. Wir haben beides gemacht.

Mit einem Ausflugsboot sind wir morgens los, entlang der Küste durch verschiedene Buchten. Zwischendurch eine kleine Badepause in einer Bucht und ab nach Amalfi. Die Stadt, welche der Küste ihren Namen gegeben hat, war voll mit Touristen und es war warm. Es gibt im groben eine Straße für Touristen und die Kirche. Zwei Stunden haben uns locker gereicht und wir waren froh, wieder auf dem Boot zu sein.

Zweiter Stop war Positano – die kleine Schwester von Amalfi. Die Stadt hat uns besser gefallen, war aber genauso überfüllt. Und heiß, weshalb ich mich noch 10 Minuten ins Meer geworfen habe, bis wir nach insgesamt einer Stunde zurück auf das Boot sind und uns auf dem Heimweg gemacht haben, mit einer weiteren Badepause unterwegs.

Auf der Amalfitana ist die Perspektive eine andere, aber nicht weniger schön. Als Fahrer hatte ich nicht ganz so viel Zeit für den Ausblick. Der Verkehr war zwar ruhig, aber gerade in Ortschaften muss man immer ein Auge auf die Roller haben, links und rechts vom Auto.

Amalfi und Positano haben wir dieses Mal nur durchfahren. Dafür sind wir nach Ravello auf einen Hügel – eine schöne kleine Stadt mit traumhafter Aussicht. Auf jeden Fall einen Stop wert.

Nach den beiden Ausflügen kann ich verstehen, warum die Amalfiküste ihren Ruf hat, auch wenn sie nichts für mich ist. Es war zu warm und vor allem war es viel zu voll.

Capri – eine Insel und viele Boote

Typisch wir dachten wir uns an einem Samstag: Lass nach Capri fahren. Zu unserer Verteidigung. Wir haben erstmal zwei Tage relaxing days eingelegt, einen Haufen Sehenswürdigkeiten angeschaut und die Boots-Exkursion war bereits ausgebucht. Also dachten wir uns: ab auf die Fähre und Capri besichtigen. Wir sind auf den ersten Bus um 7:40 Uhr und wollten so früh wie möglich von Sorrent aus nach Capri. Das wollten alle anderen halt auch. Die Fähre hatte leider etwas Verspätung, so dass wir in der Hitze erstmal warten mussten.

Auf Capri angekommen haben wir uns überlegt, die besagte Bootsfahrt um die Insel und die blaue Grotte zu besichtigen. Diese Idee hatten auch die anderen, so dass wir uns dagegen entschieden haben, weil wir auf kürzere Anstehzeiten gehofft hatten um die Mittagszeit. Die kleine Insel ist hübsch, aber auch einfach überfüllt. Im Stundentakt kommen Besucher. Wir wollten uns den Aufstieg in den Ortskern sparen und haben den Bus als Transport gewählt. Erstmal haben wir sicherlich 30 Minuten gewartet, obwohl die Busse alle paar Minuten kommen sollten, dann war der Bus so überfüllt, dass wir quasi nicht umfallen konnten. Oben angekommen haben wir unsere Pläne über Bord geworfen und entschieden, einmal die berühmten Felsen von oben anzuschauen und dann relativ zügig die Insel wieder zu verlassen. Der Ausblick war traumhaft, der Weg zum Aussichtspunkt war auch super schön. Es ist nicht verwunderlich, warum Touristen gerne nach Capri kommen.

Die Bootstour haben wir nicht gemacht – einfach weil diese 2 Stunden dauert und man extra Zeit für die blaue Grotte einplanen musste. Darauf hatten wir einfach keine Lust mehr, haben uns schnellstens ein Ticket zurück gekauft und Arrivederci Capri.

Die Halbinsel von Sorrent

Kurz und knapp: Sorrent ist toll. Sehr touristisch, aber auch süß und herzlich. Es macht einfach Spaß durch die Gassen zu schlendern, Eis zu essen, Limoncello angeboten zu bekommen und das Urlaubsfeeling zu haben.

Die Stadt ist nicht besonders groß und man kommt gut vom Bahnhof zum Hafen bzw. in die Stadt. Es bietet einen tollen Ausblick und auch einen guten Ausgangspunkt für diverse Ausflüge mit dem Boot – Amalfiküste, Capri, Ischia oder Neapel.

Fazit und Schlusswort

eXeler0n

La dolce vita – das süße Leben. Das wird einem im Golf von Neapel versprochen. Ich konnte es für mich leider nicht finden. Ursächlich hierfür sind die Hitze in Kombination mit extremen Touristenmassen. Capri, Neapel, Amalfi und Positano waren komplett überfüllt. So kommt einfach keine Freude auf. Entspanntes Schlendern? Fehlanzeige.

Eventuell kommen wir mal wieder, dann aber auf keinen Fall im Sommer. Das Frühjahr mit geringeren Temperaturen und weniger Touristen scheint uns besser geeignet zu sein. Ansätze für “la dolce vita” waren sichtbar und ich wäre ihnen gerne mehr nachgegangen.. Limoncello, Granita, Pizza und Pasta, …

Meine Freundin

Ich hatte nicht gedacht, dass diese paar Tage soo anstregend werden. Eventuell liegt es daran, dass wir einfach älter werden – eventuell aber auch, weil sich unser Blick auf den Urlaub verändert hat. Trotzdem bin ich sehr froh darüber, den Golf von Neapel besichtigt zu haben. Oftmals braucht man das Auto, um die einzelnen Sehenswürdigkeiten erreichen zu können. Hier aber konnten wir einfach loslaufen, brauchten keine Parkplätze zu suchen, kamen immer überall hin. Man muss sich auf Neapel und Umgebung einlassen – dann macht es Spaß, trotz Hitze, Schweiß und viel Durst. Wenn man ein straffes Programm wählt, hat man kaum Zeit die Schönheit zu sehen. Immer weiter und weiter. Das merkt man auch daran, dass die Touristen im Schnitt drei Tage auf dem Campingplatz blieben – wir nicht. Und das merkten auch die Inhaber des Campingplatzes direkt und freuten sich. Es ist ein wunderschönes Fleckchen Erde und bei milderen Temperaturen immer wieder einen Besuch wert. Schon allein wegen der Kulinarik und der Aussicht.


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